Die Geschichte des Lehmbau Cottbus begann im Sommersemester 2000 an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU), als Architektur-Studierende in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Tragwerkslehre das erste Lehmbauseminar durchführten. Ihr Ziel war es, die Witterungsbeständigkeit von Stampflehm zu untersuchen und diesen traditionellen Baustoff in einem zeitgemäßen Kontext zu nutzen. Aus diesem Seminar ging die Idee hervor, ein Studierendencafé aus Stampflehm als neuen Treffpunkt auf dem Campus zu errichten.
In den folgenden zwei Semestern wurden Pläne geschmiedet und ein geeigneter Bauplatz gesucht. Die Planung des Cafés sah vor, den Lehm als attraktiven und modernen Baustoff zu präsentieren. Unter der Leitung des Lehrstuhls für Tragwerkslehre wurden Ausführungspläne erstellt. Schließlich wurde das Projekt als Experimentalbau bei den Behörden angemeldet, und die Finanzierung wurde durch Sponsoren gesichert.
Im Mai 2003 nahmen die Studierenden an einer Einführung in Techniken des Lehmbaus teil, um sich auf die Bauausführung vorzubereiten. Die Streifenfundamente wurden mit selbstverdichtendem Beton hergestellt, und der Lehm wurde im Betonmischwerk entsprechend vorbereitet. Die Wände wurden Schicht für Schicht von Hand gestampft, wobei insgesamt 80 Tonnen des Ton-Sand-Splitt-Gemischs verbaut wurden.
Das Café wurde mit zwei markanten Stampflehmwänden und einem Flachdach mit Auskragungen gestaltet. Die Wände wurden nicht nur als architektonische Elemente verwendet, sondern dienten auch als aussteifende Struktur in Querrichtung. Der überdachte Bereich wurde mit einer hölzernen Terrasse ausgekleidet und ein Tresen aus Stampflehm bildet das Zentrum des Cafés.
Das Lehmbau Cottbus-Projekt wurde schließlich im Rahmen des Seminars "Experimenteller Lehmbau" realisiert und dient nun als Raum für Seminare und universitäre Veranstaltungen. Durch die engagierte Arbeit der Studierenden wurde nicht nur ein funktionales Gebäude geschaffen, sondern auch ein Stück traditionelles Handwerk in die moderne Architektur integriert.
Im Wintersemester 2023/24 wurde der “Lehmbau e. V.” gegründet, um als eigenständiger Verein den Ort zu erhalten und auszubauen. Der Lehmbau e. V. hat es sich zum Ziel gesetzt, den Campus zu beleben und den Lehmbau für viele zukünftige Semester zu erhalten.